Bilanzpressekonferenz am 17. Juni 2003
Possehl mit guten Ergebnissen wieder auf Erfolgskurs
Die Lübecker Possehl-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2002 den Turnaround geschafft und wieder ein klar positives Konzern-Ergebnis erreicht. Nachdem aufgrund der weltweiten Halbleiterkrise im Geschäftsjahr 2001 erstmals in der Unternehmensgeschichte ein negatives Konzern-Jahresergebnis ausgewiesen werden musste, erzielte der Konzern für 2002 einen Jahresüberschuss von 21 Mio. EUR.
Für die in den Possehl-Konzernabschluss einbezogenen Aktivitäten ergeben sich für das Geschäftsjahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr die folgenden Kennzahlen:
Umsatzerlöse: 1.076 Mio. EUR
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit: 26 Mio. EUR
Konzernjahresüberschuss / -fehlbetrag: 21 Mio. EUR
Eigenkapital: 184 Mio. EUR
Eigenkapitalquote: 37%
Investitionen: 25 Mio. EUR
Ausschüttung: 5 Mio. EUR
Bilanzsumme: 499 Mio. EUR
Mitarbeiter (Konzern): 4.281
Der Umsatz des Konzerns liegt 2002 mit 1.076 TEUR um 1 % geringfügig unter dem Vorjahr (1.084 Mio. EUR). Der Rückgang ist auf Wechselkurseffekte zurückzuführen, da die Umsätze in den Geschäftsbereichen Elektronik und Internationaler Handel in Übersee auf US-Dollar-Basis fakturiert werden, der gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt ca. 5 % zum Euro an Wert verlor.
“Possehl hat sich von den allgemeinen wirtschaftlichen Problemen und der daraus folgenden grundlegenden Ertragsschwäche mit dem positiven Jahresabschluss 2002 überwiegend erfolgreich abkoppeln können”, kommentierte Dr. Ernst J. Wortberg, Vorsitzender des Vorstandes der Obergesellschaft L. Possehl & Co. mbH, Lübeck, den Verlauf des zurückliegenden Geschäftsjahres. Der Konzern habe sich vor dem Hintergrund insgesamt schwacher gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen gut geschlagen. Unterschiedlich präsentierte sich der Verlauf in den einzelnen Geschäftsbereichen. Im Stahlhandel, so Dr. Wortberg weiter, herrschten nach wie vor Überkapazitäten bei anhaltendem Marktrückgang sowie einer angespannten Preissituation, so dass man ein negatives Jahresergebnis nicht habe vermeiden können. Mit dieser einen Ausnahme haben alle übrigen sechs Geschäftsbereiche positiv zum guten Konzernergebnis beigetragen. “In unseren wichtigen Bereichen Internationaler Handel, Edelmetallverarbeitung und Spezialbau haben wir unsere Marktposition weiter gestärkt und gleichzeitig erfreuliche Umsatz- und Ertragszuwächse erreicht. Auch das leicht positive Ergebnis des Geschäftsbereiches Elektronik ist ein Erfolg angesichts der enormen Schwierigkeiten, die diese Branche weltweit nach wie vor hat.” Die Rückkehr dieses wichtigen Geschäftsbereiches in die Gewinnzone führte Dr. Wortberg auf die tiefgreifende und schnell umgesetzte Restrukturierung zurück. “Erfreulich ist darüber hinaus das gute Abschneiden des Automobilhandels gemessen an der spürbaren Konsumzurückhaltung sowie den steuerlichen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Dienstwagenbesteuerung.” Der Possehl-Automobilhandel konnte sein Betriebsergebnis weiter steigern; die Dienstleistungen haben zufriedenstellend abgeschnitten.
Das Konzernergebnis vor EE-Steuern beträgt 28,4 Mio. EUR (Vorjahr -5,7 Mio. EUR), der Konzernjahresüberschuss 21,1 Mio. EUR (Vorjahr: Fehlbetrag von -34,5 Mio. EUR). Damit ist der Turnaround im Konzern klar geschafft.
Für die Konzernbilanz ergeben sich folgende Eckdaten: Die Bilanzsumme ist gegenüber 2001 von 541 Mio. EUR um 42 Mio. EUR auf 499 Mio. EUR zurückgegangen. In dem Rückgang des Eigenkapitals im Konzern spiegeln sich neben der unterjährigen Gewinnausschüttung an die Possehl-Stiftung von 5 Mio. EUR vor allem die durch Währungseinflüsse verminderten Eigenkapitalien wider. Eine Reihe von Possehl-Gesellschaften weisen nennenswerte Eigenkapitalien in den USA aus bzw. in Regionen mit Währungskoppelung zum US-Dollar. Die Eigenkapitalquote konnte sich trotz einer leichten Verminderung des Eigenkapitals auf 184 Mio. EUR (Vorjahr 187 Mio. EUR) gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozentpunkte auf 36,9 % verbessern, da die Bilanzsumme im gleichen Zeitraum stärker rückläufig war. Das verzinsliche Fremdkapital ist aufgrund des verbesserten Cashflows im Konzern um 23 Mio. EUR zurückgegangen. Die liquiden Mittel übersteigen die kurzfristigen Bankschulden. Die Kapitalumschlagshäufigkeit hat sich auf 2,16 verbessert, da die Bilanzsumme gegenüber dem Umsatz überproportional gesunken ist.
Das Investitionsvolumen 2002 erreichte mit insgesamt 25 Mio. EUR rund 64 % des Vorjahresniveaus. Wesentlicher Grund für den konzernweiten Rückgang der Investitionen war die vorsichtige Investitionspolitik im Geschäftsbereich Elektronik, der mit Investitionen von über 10 Mio. EUR (vornehmlich in Maschinen und Werkzeuge) erneut den Schwerpunkt der Investitionstätigkeiten des Konzerns bildete.
Possehl hat sein Portfolio in 2002 um weitere zukunftsweisende und ertragsstarke Aktivitäten ausgebaut. So hat der Geschäftsbereich Spezialbau die Internationalisierung durch Gründung von Tochtergesellschaften in Madrid/Spanien, Minsk/Weißrussland und Zagreb/Kroatien fortgesetzt, diese zum Teil bereits nennenswerte Aufträge erhalten haben. Der Geschäftsbereich Stahlhandel hat mit Breuer Possehl GmbH, Goch, einen Schritt über die Landesgrenzen in die Niederlande getan und die Tochtergesellschaft Kruijsen-Breuer Betonvlechtwerken B. V. in Belfeld / Niederlande gegründet. Mit dem Zutritt zum niederländischen Verkaufsgebiet hat sich bereits eine spürbare Belebung des Geschäftes bei Breuer ergeben. Im Geschäftsbereich Internationaler Handel hat die Possehl Erzkontor-Gruppe die Spezialisierung im Bereich der Aufbereitung von Rohstoffen fortgesetzt. Mit der Kehrmann-Gruppe (Duisburg) wurde ein Gemeinschaftsunternehmen unter der Firma Possehl Kehrmann GmbH mit Sitz in Duisburg errichtet, welches Aufbereitungskapazitäten für eisenhaltige und andere anorganische Abfallstoffe aus der metallverarbeitenden Industrie bereithält sowie deren Verarbeitung sowie Zwischenlagerung anbietet. Die aufbereiteten Reststoffe sind entweder als Eisenträger in der Zement- und Klinkerproduktion, als Ersatzrohstoff in der metallurgischen Industrie und / oder als Zuschlagstoff in der Produktion von Alternativkohle einsetzbar.
Die Führungsgesellschaft L. Possehl & Co. mbH verbessert das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 14 Mio. EUR (2001) auf 92 Mio. EUR in 2002. Ausschlaggebend für diesen Ergebnissprung waren – neben der verbesserten Ertragslage in den Konzerngesellschaften – einmalige positiv Sondereffekte: Ausschüttungen operativer Ergebnisse von Auslandsgesellschaften sowie Buchgewinne im Zusammenhang mit der konzerninternen Umgliederung von Wertpapieren des Anlagevermögens in die Possehl Beteiligungsverwaltung GmbH. Der Jahresüberschuss von gut 88 Mio. EUR wurde nahezu vollständig in die Gewinnrücklagen eingestellt. Die positiven Auswirkungen auf die Bilanz von L. Possehl: Das Eigenkapital stieg von 109 Mio. EUR im Vorjahr auf 192,6 Mio. EUR im Berichtsjahr an. Damit weist L. Possehl eine Eigenkapitalquote von 64,3 % aus gegenüber 45,5 % in 2001.
Ausblick auf 2003
Die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des laufenden Geschäftsjahres ist durch den anhaltenden Abwärtstrend des US-Dollars gegenüber dem Euro sowie die sich verschärfende Wachstumsschwäche in den für Possehl wichtigen Märkten beeinflusst, besonders in Deutschland, aber auch im übrigen Westeuropa. Unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen haben sich die Gesellschaften der Possehl-Gruppe in den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2003 relativ gut behauptet. Das Erreichen der für das Gesamtjahr ursprünglich erwarteten Umsatz- und Ergebnisziele wird davon abhängen, ob sich die Wachstumsimpulse im zweiten Halbjahr 2003 wie zu Jahresbeginn prognostiziert realisieren werden. Obwohl die Vergleichswerte des Vorjahres bei Umsatz wie Ergebnis bisher nicht erreicht wurden, erwartet der Vorstand auch für das Geschäftsjahr 2003 ein ordentliches Konzernergebnis, das die Ausschüttung einer angemessenen Dividende an die Possehl-Stiftung ermöglichen wird.