Possehl-Konzern übernimmt Pforzheimer Heraeus Edelmetall Halbzeug GmbH
Der Lübecker Possehl-Konzern hat von der W. C. Heraeus GmbH und Co. KG, einem Unternehmen des weltweit tätigen Edelmetall- und Technologiekonzerns Heraeus Holding GmbH, deren Pforzheimer Tochterunternehmen Heraeus Edelmetall Halbzeug GmbH übernommen. Entsprechende Verträge wurden bereits unterzeichnet, die Übernahme unterliegt jedoch noch dem Kartellrechtsvorbehalt.
Durch diese Akquisition werden die Edelmetallaktivitäten von Possehl wesentlich ausgebaut. Künftig wird der Possehl-Konzern die Geschäfte des neu erworbenen Unternehmens unter dem Dach seiner Pforzheimer Tochter Heimerle + Meule GmbH fortführen. Alle Mitarbeiter der Heraeus Edelmetall Halbzeug werden dabei von Possehl übernommen.
„Der Possehl-Konzern stärkt durch diese Akquisition seine Marktposition im Edelmetallbereich und baut damit einen wichtigen strategischen Wachstumsbereich gezielt aus,“ kommentiert Dr. Ernst J. Wortberg, Vorstandsvorsitzender der Obergesellschaft L. Possehl & Co. mbH, die Transaktion. Der Umsatz der neuen Gesellschaft wird sich nahezu verdoppeln, nachdem die Geschäftstätigkeiten bei Heimerle + Meule in den vergangenen Jahren bereits durch internes Wachstum sehr erfolgreich ausgeweitet wurden. In dem Unternehmen sollen zukünftig mit etwa 220 Mitarbeitern Umsatzerlöse von rund 250 Millionen Mark erzielt werden.
„Wir freuen uns, dass wir für die Heraeus Edelmetall Halbzeug GmbH einen starken Partner gefunden haben, der dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern auch in Zukunft eine sehr gute Perspektive bietet,“ sagte Andreas Baumann, Geschäftsführer der W. C. Heraeus GmbH und Co. KG, bei der Vertragsunterzeichnung. „Mit dem Verkauf an Possehl werden zwei Unternehmen zusammengeführt, die sich gegenseitig hervorragend ergänzen. Zugleich folgen wir damit der Strategie des Heraeus-Konzerns, nach der wir uns auf diejenigen Geschäftsfelder konzentrieren wollen, in der wir auf dem internationalen Markt einen Spitzenplatz einnehmen.“
Der Possehl-Konzern umfasst vielfältige unternehmerische Aktivitäten. Traditionell bedeutsam ist neben der Edelmetallverarbeitung der internationale Rohstoffhandel, vorrangig mit Feuerfestmaterialien, der lagerhaltende Stahlhandel, Spezialbauleistungen sowie der Automobilhandel. In den letzten zwei Jahrzehnten hat Possehl konsequent Aktivitäten im Elektronikbereich entwickelt und ist heute einer der international führenden Leadframe-Zulieferer der Halbleiterindustrie, mit Produktionsstätten in China, Hongkong, Malaysia, Marokko und Europa. Keimzelle der Possehl-Gruppe ist ein von Ludwig Possehl 1847 gegründeter Platzhandel für Eisenwaren, der von seinem Sohn Emil zu weltweiter Bedeutung ausgebaut wurde. 1919 wurde das Firmenvermögen in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht, die noch heute als alleinige Gesellschafterin der Possehl-Holding fungiert.
Heimerle + Meule ist die älteste Gold- und Silberscheideanstalt in der Schmuckstadt Pforzheim. In dem klassischen Geschäft der Belieferung schmuckproduzierender Betriebe mit sogenanntem Halbzeug, wie z. B. Ringrohlingen, Drähten oder Bändern, kann Heimerle + Meule heute in Deutschland eine hervorragende Marktposition verzeichnen, der in Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll. Eine immer größere Bedeutung bekommt die Bearbeitung von Oberflächen für die Elektro- und Elektronikindustrie; durch galvanische Veredelung von Kontaktflächen mit Auflagen aus Gold, Silber, Nickel oder anderen Metallen wird z. B. die Grundlage für zuverlässige elektrische Steckverbindungen geschaffen. Als Dienstleistung bietet Heimerle + Meule die Rückgewinnung von Edelmetallen aus Produktionsabfällen, Altschmuck, Zahngold etc. an. Daneben ist Heimerle + Meule unverändert ein bedeutsamer Partner für die Entwicklung und den Vertrieb hochwertiger Edelmetall-Legierungen für anspruchsvolle Zahnprothetik.
Durch den Zusammenschluss werden die Kernaktivitäten der Heimerle + Meule im Schmuck- und Industriebereich erheblich verstärkt und in idealer Weise ergänzt. So erhöht Heimerle + Meule seine Kompetenz als Komplettanbieter im edelmetall-verarbeitenden Bereich deutlich. Die mittelständischen Geschäftsaktivitäten sind traditionell durch langjährige und gute Kundenbeziehungen geprägt, die durch die Unternehmensstruktur mit dem breiten Spektrum von Produkten und Dienstleistungen aus einer Hand noch besser bedient werden können. Hinzu kommen weitere Vorteile aus dem Verbund beider Gesellschaften wie Optimierung der Kapazitäten, Transfer von Know-how, Intensivierung des Auslandsgeschäfts etc.
Die Heraeus Edelmetall Halbzeug GmbH fertigt ebenfalls Edelmetall-Halbzeug für die Schmuckindustrie und andere industrielle Abnehmer, jedoch mit deutlich anderen Produktschwerpunkten. Darüber hinaus produziert die Gesellschaft Anlagen, Geräte und Bäder für die galvanische Veredelung von Oberflächen. Auch bei der Rückgewinnung von Gold, Silber, Platin und Palladium sowie im Edelmetallhandel ist das Unternehmen aktiv.
W. C. Heraeus zählt weltweit zu den ersten Adressen im industriellen Edelmetall- und Sondermetallgeschäft. Das Unternehmen verarbeitet die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und andere Platingruppenmetalle sowie die Sondermetalle Rhenium, Tantal, Niob, Beryllium primär zu industriellen und medizinischen Produkten. Auch im Edelmetallhandel spielt W. C. Heraeus weltweit eine wichtige Rolle. Mit Tochtergesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien erzielte das Unternehmen im Jahr 2000 mit rund 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von 6,7 Mrd. €.
Der Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen in den Bereichen Edelmetalle, Dentalwerkstoffe, Quarzglas, Sensoren, Speziallichtquellen und Medizintechnik. Anspruch des Konzerns ist es, auf jedem dieser Arbeitsgebiete zur Weltspitze zu gehören. Mit einem Umsatz von 8,0 Mrd. € (2000) und weltweit mehr als 10.000 Mitarbeitern in mehr als 100 Tochter- und Beteiligungsunternehmen gehört Heraeus seit 150 Jahren zu den führenden Unternehmen in den Bereichen Edelmetalle und Werkstofftechnik.